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Standortauswahl
Umweltprüfung ermittelt Kluftern-Süd als geeignet - viele Fragen offen

Die im Zuge der Regionalplanänderung erforderliche strategische Umweltprüfung kommt zu dem Schluss, dass Kluftern-Süd der am besten geeignete Standort für ein MWZ und ein Montagewerk für MTU sei. Dabei wurde weder die Lage im empfindlichen Uferbereich des Bodensees, noch die schon heute angespannte Verkehrssituation berücksichtigt.

Generell ist anzumerken, dass bei der Flächensuche die so genannten „Vorhabensbezogenen Ausschlusskriterien“ von ≥18ha nachweislich nicht den Forderungen von TOGNUM/MTU entsprechen. Die Forderung bezog sich lediglich auf die Fläche für ein Materialwirtschaftszentrum. Als Folge fallen zahlreiche Flächen durch das Suchraster.

Im sogenannten „Bodenseeerlass“ und den darauf basierende Dokumenten (z.B. Landesentwicklungsplan 2002, das Bodensee-Leitbild, der Regionalplan und die Bebauungspläne der Kommunen) wurde Kluftern namentlich als Teil des besonders schützenswerten Uferbereichs des Bodensees ausgewiesen. Der Standort „Kluftern-Süd“ liegt also nicht wie in der strategischen Umweltprüfung angenommen in einer Grünverbindung zwischen Bodensee und Bodenseehinterland, sondern im Uferbereich des Bodensees. Auch der Erläuterungsbericht zum Flächennutzungsplan 2015 fordert für das Gebiet Kluftern insbesondere des Gewässerzugs des Lipbachs mit begleitenden Auen unter dem Aspekt Landschaftsbild / Landschaftsstruktur eine Sicherung der Freiraum- und Grundstruktur. In den Landschaftsplanerischen Beiträgen zur Neuaufstellung des FNP bis 2015, wurden als Ziele für regionale Freiraumstrukturen für den Talraum des Lipbachs und das Bodenseeufer u.a. die Vernetzung der landschaftlich geprägten Uferabschnitte untereinander und eine Vernetzung des Bodenseeufers mit dem Bodenseehinterland definiert. Hier widerspricht sich das Büro Stocks also zu früheren Gutachten.

Zum Zeitpunkt der Untersuchung lag beim Regionalverband Bodensee-Oberschwaben (RVBO) kein Verkehrsgutachten vor. Dieses wurde zu einem späteren Zeitpunkt von der Verwaltungsgemeinschaft Friedrichshafen-Immenstaad in Auftrag gegeben. Dieses Gutachten war auch beim Regionalverband rund einen Monat vor der Entscheidung über die Änderung des Regionalplans bekannt. Die notwendige Überarbeitung des Gutachtens aufgrund der Ergebnisse im Verkehrsgutachten ist jedoch nicht erfolgt. So wurden in der strategischen Umweltprüfung lediglich 70 LKW-Fahrten zwischen MWZ und Werk 2 berücksichtigt. Laut Verkehrsgutachten ist mit zusätzlich 1.852 Fahrten (davon 406 LKW) für MWZ und Montagewerk zu rechnen. Folglich basiert die Entscheidung des RVBO auf lediglich 3,8% des Verkehrsaufkommens bzw. 17,2% des LKW-Verkehrs.

Die dürftige Verkehrsanalyse der mittelbaren Wirkung des Verkehrs zwischen MTU und MWZ (70 LKW-Fahrten) führt letztendlich zur eindeutigen Präferierung des Standortes „Kluftern-Süd“. Die Ergebnisse dieser Analyse gehen so hoch in die Beurteilung ein, dass Schutzgüter wie Naturschutz, Landschaft, Mensch letztendlich unbedeutend sind. Wie kann dies in einem empfindlichen, schützenswerten Uferbereich des Bodensees sein? Insbesondere auch auf Basis der Tatsache, dass dieser Bereich jahrelang im Regionalplan, in den Flächennutzungsplänen als absolut tabu galt. Die inzwischen nachgewiesene deutliche Steigerung des PKW-Verkehrs wurde im Gutachten überhaupt nicht berücksichtigt. Dies beeinflusst insbesondere die Wertung des Schutzgutes Mensch, die auf Basis dieser Erkenntnisse zur Einstufung „ungeeignet“ für Kluftern-Süd führen müsste.

Zusätzlich zu einer fehlenden Einschätzung der jetzigen und zukünftigen Verkehrsströme, sind deren umweltrelevanten Folgeerscheinungen in der strategischen Umweltprüfung nicht berücksichtigt worden. Konkret sind dies Probleme bezüglich der Lärm- und Feinstaubbelastung. Da die Einhaltung der Grenzwerte in der Vergangenheit im Raum Friedrichshafen nur knapp erreicht wurde, ist zukünftig mit einer Überschreitung und den damit verbundenen Folgen zu rechnen.

Vergleicht man die Standortalternative „Ravensburg-West“ mit der Standortalternative „Kluftern-Süd“ ohne den unverhältnismäßigen Einfluss des mittelbaren Verkehrs, ergibt sich ein völlig anderes Ergebnis bei der Standortsuche.
 

weiterführende Links:

> Strategische Umweltprüfung des Regionalverbands Bodensee-Oberschwaben komplett (ZIP 14 MB)


> Strategische Umweltprüfung Hauptbericht (PDF 11,5 MB)

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